Saugfisch als Vorbild: Neues MIT-Gerät haftet im Darm und gibt Medikamente gezielt ab

Was sich in der Natur seit Millionen Jahren bewährt hat, inspiriert nun die Medizintechnik: Forschende des renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) und weiterer Institutionen haben ein innovatives Haftsystem entwickelt, das an weichen, feuchten Oberflächen wie der Darmschleimhaut haften kann – und das über Tage oder sogar Wochen.

Das mechanische Gerät orientiert sich am sogenannten Remora, einem Saugfisch, der sich mithilfe spezieller Saugscheiben an Haien oder anderen Meerestieren festklammert, um sich effizient fortzubewegen.

Genau dieses Prinzip übertragen die Forschenden nun auf medizinische Anwendungen – insbesondere im Gastrointestinaltrakt.



Neuer Halt für Medikamente im Verdauungstrakt

Der Magen-Darm-Trakt gilt als schwieriges Einsatzgebiet: Die ständig erneuernde Schleimhautschicht macht es bisher nahezu unmöglich, Medikamente über längere Zeit lokal freizusetzen. Viele Wirkstoffe zerfallen zudem zu früh, bevor sie ihre Wirkung entfalten können.

Mit dem neuen Haftgerät, das unter dem Namen MUSAS (Mechanically Unfolding Soft Adhesive System) entwickelt wurde, könnte sich das ändern. Das scheibenförmige, passive Gerät besteht aus Silikonkautschuk und temperaturreaktiven Materialien und enthält feine Lamellen – ähnlich denen der Remora. Es nutzt die natürlichen Darmbewegungen, um sich sanft und dennoch dauerhaft an die Schleimhaut zu heften.

„Das Verständnis der grundlegenden Physik und Mechanik, wie dieser Teil des Fisches an einem anderen Organismus haftet, hat uns geholfen, die Grundlagen für die Entwicklung eines synthetischen Klebesystems zu schaffen“, erklärt Giovanni Traverso, MIT-Ingenieur und Gastroenterologe am Brigham and Women’s Hospital in Boston.

Vielfältige Einsatzmöglichkeiten – über die Medizin hinaus

Die Technik verspricht nicht nur eine Revolution in der oralen Medikamentengabe, sondern lässt sich auch in anderen feuchten Umgebungen einsetzen. So eignet sich MUSAS beispielsweise für die Umweltüberwachung: An lebenden Fischen angebracht, kann das Gerät Wasserqualität und Temperatur messen – ohne sie zu verletzen oder zu stören.

Das Projekt steht exemplarisch für die Verbindung von Biomimetik (Nachahmung biologischer Prinzipien), Hightech-Materialien und medizinischem Bedarf. Besonders für chronisch erkrankte Menschen, bei denen eine konstante Medikamentengabe entscheidend ist, könnte die Innovation aus dem MIT einen echten Durchbruch bedeuten.

Fazit: Hightech trifft Biologie

Die vom Saugfisch inspirierte Hafttechnologie eröffnet neue Perspektiven für langfristige, lokal wirksame Therapien im Verdauungstrakt – ein Bereich, in dem herkömmliche Methoden oft versagen. Gleichzeitig zeigt MUSAS, wie biologische Vorbilder und technologische Kreativität zusammenspielen können, um medizinische Herausforderungen zu lösen.

 

Quelle: pressetext.redaktion
Bildquelle: mit.edu

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