Fasten statt Pillen: Wie kontrollierter Hunger Entzündungen lindern kann

Fasten erlebt ein Revival: Therapeutisches Hungern, zeitlich begrenzt und kontrolliert, erfährt in der Medizin und Gesellschaft wachsende Aufmerksamkeit. Die Frage ist: Kann reduziertes Essen wirklich heilend wirken?

Fasten gilt seit Jahrhunderten als spirituelle und gesundheitliche Methode – nun gewinnen wissenschaftliche Erkenntnisse an Bedeutung. Dieser Artikel beleuchtet Fastenkonzepte, Wirkmechanismen, Nutzen und Risiken – praxisnah, fundiert und nach Schweizer Rechtschreibung aufbereitet.

Fasten – was verstehen wir darunter?



Fasten bedeutet den bewussten Verzicht auf Nahrung – für einen definierten Zeitraum, der von Stunden bis zu mehreren Tagen reicht.
Es gibt verschiedene Varianten:

  • Intervallfasten: Esspausen von 16–18 Stunden pro Tag, z. B. die 16:8-Methode.
  • Alternierendes Fasten: Fastentage mit stark reduzierter Kalorienzufuhr wechseln mit normalen Essens­tagen.
  • Heilfasten: Mehrtägige Fastenphasen mit Rücksicht auf Vitalstoffen und ärztlicher Begleitung.
  • Ketogenes Fasten: Fasten bei gleichzeitig sehr niedriger Kohlenhydratzufuhr – erlaubt Fettverbrennung.

Warum gewinnen diese Methoden zunehmend an Bedeutung? Weil Studien zeigen, dass sie weit mehr als Gewichtsreduktion bewirken – etwa entzündungshemmende oder antidiabetische Effekte.


Fasten darf nicht mit Diät verwechselt werden. Es geht um definierte Zeiten ohne Nahrungsaufnahme, nicht um dauerhafte Kalorienreduktion.

Wirkmechanismen – warum Fasten heilt?

Fasten initiiert im Körper komplexe Anpassungsprozesse, die weit über Gewichtskontrolle hinausgehen:

  • Autophagie: Selbstreinigung der Zellen – damit bauen sich geschädigte Zellbestandteile ab und neue Proteine entstehen.
  • Metabolische Flexibilität: Der Körper lernt, Energie effizient aus Fett zu gewinnen – Insulinsensitivität verbessert sich.
  • Entzündungsreduktion: Fasten senkt Entzündungsmarker wie CRP und Interleukin-6.
  • Hormonelle Anpassung: Wachstumshormon- und Stresshormon-Level regulieren sich, was Heilung und Regeneration fördert.
  • Mikrobiom-Modulation: Veränderungen in der Darmflora, die sich positiv auf das Immunsystem auswirken.

Diese Vorgänge unterstützen solche Bereiche wie Gehirn, Gefässe, Autoimmunerkrankungen, chronische Entzündungen und Stoffwechselprobleme.


Autophagie als körpereigene Reinigungsfunktion wurde 2016 von Yoshinori Ōsumi mit dem Nobelpreis gewürdigt – Fasten gehört zu den effektivsten Auslösern.

Fasten bei Prävention und chronischen Krankheiten

Eine Reihe von Studien sprechen für Fasten als ergänzende Therapiemassnahme:

Stoffwechsel & Insulinresistenz

  • Intervallfasten senkt Blutzucker- und Insulinwerte signifikant.
  • Bei Prä-Diabetes kann es Diabetes Typ 2 verzögern oder rückgängig machen.

Kardiovaskuläre Gesundheit

  • Blutdruck, Cholesterinwerte und Triglyceride verbessern sich nachweislich.
  • Entzündungswerte sinken – wichtig für Gefässgesundheit.

Neurologische Schutzwirkungen

  • Fasten kann neuroprotektiv wirken, insbesondere bei Alzheimer oder Parkinson.
  • Studien zeigen erhöhte Konzentration von BDNF (brain-derived neurotrophic factor), das Nervenzellen stärkt.

Immunmodulation

  • Fasten reduziert Autoimmunreaktionen – potenziell hilfreich bei Multipler Sklerose oder rheumatoider Arthritis.
  • Bei Krebs werden zelluläre Reparaturprozesse aktiviert – in Kombination mit Chemo unerforscht, aber vielversprechend.

Ein regelmässiges Fasten einmal die Woche (z. B. 24 h Intervallfasten) kann langfristig alle oben genannten Effekte fördern – ideal in Kombination mit ausreichender Eiweiss‑ und Vitaminzufuhr.

Risiken und Nebenwirkungen – was beachten?

Auch Fasten birgt potenzielle Nachteile – insbesondere bei langfristiger Anwendung oder ohne medizinische Begleitung:



  • Hypoglykämie: Tiefer Blutzucker, Schwäche, Schwindel.
  • Elektrolytstörungen: Bei zu viel Flüssigkeitsverlust oder mangelnder Mineralienzufuhr.
  • Essstörungen: Fasten kann bei sensiblen Menschen zu orthorektischem oder binge‑ähnlichem Verhalten führen.
  • Medikamenteneffekte: Insulin, Blutdruck‑ oder Psychopharmaka können bei verändertem Stoffwechsel anders wirken.
  • Schwangerschaft, Kindesalter, Essstörungen: In diesen Fällen ist Fasten nicht empfohlen.

Fasten sollte begleitet erfolgen – ideal durch Arzt, Ernährungsberaterin oder erfahrene Fachperson.

Umsetzung – wie startet man richtig?

Eine strukturierte Herangehensweise unterstützt sicheren und effektiven Einstieg:

  • Vorbereitung: Leichte Kost zwei Tage vorher – Gemüse, Suppen und leicht verdauliche Kost.
  • Fastentag: Nur Wasser, Tee, Kräuterbrühe, elektrolythaltige Getränke. Kein Kaffee auf nüchternen Magen!
  • Fastenbrechen: Kleine Portion leichte Kost – z. B. Gemüse, Brühe, Püree.
  • Begleitung durch Fachperson: Besonders bei chronischen Erkrankungen oder Medikamenten wichtig.
  • Regelmässigkeit: Intervallfasten täglich oder Heilfasten 1–2× pro Jahr – gut planbar in Kontext Lebensstil.

Fasten im Alltag – nachhaltige Integration

Fasten wird dann erfolgreich, wenn es sich dauerhaft im Alltag verankert:

  • Essrhythmus: Intervallfasten mit fixem Zeitfenster – wie 8 h Essen, 16 h Pause.
  • Soziale Flexibilität: Fasten an Alltagspartner, Reisewochen aussetzen bei Festen.
  • Komplementärprogramme: Yoga, Spaziergang, Entspannung zur Harmonisierung von Körper und Geist.
  • Ernährung ausserhalb der Fastenzeit: Vollwertig, glutenfrei, wenig Zucker – ernährungsbewusst handeln.

Fazit – Fasten als Medizin mit Augenmass

Fasten ist mehr als Trend: Es löst zellreinigende, entzündungshemmende und hormonelle Prozesse aus, die Krankheiten vorbeugen und Heilung unterstützen können.
Wichtig ist hierbei:

  • Methodische Form: Intervall- oder Heilfasten je Bedarf wählen
  • Begleitung durch medizinische Fachpersonen
  • Bewusste Vorbereitung und vernünftiges Fastenbrechen
  • Langfristige, alltagskompatible Integration

Mit diesem bewussten und dosierten Hungern kann Fasten zu einem starken Heilmittel werden – intelligent, sicher und wirksam.

 

Quelle: xund24.ch-Redaktion
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